Am 27.1.2022 kommentierte Ralf Schmilewski – B90/Grüne – Sprecher der AG Tesla und Stadtverordneter im Umweltausschuss in einem Leserbrief an die Märkische Oderzeitung die aktuelle Debatte um das zu erwartende Verkehrsaufkommen rund um das Tesla Werk. Hier der Text aus der Ausgabe:
Bitte etwas weniger
Verkehrschaoshysterie
Zur Debatte um das zu erwartende Verkehrsaufkommen rund um das Tesla-Werk:
Momentan geistert mal wieder das „drohende Verkehrschaos“ und die angebliche Notwendigkeit einer Umgehungsstraße um Erkner durch die (sozialen) Medien. Dabei sollten wir bei den Fakten bleiben. Dann wird schnell deutlich, dass die Lage längst nicht so schlimm ist, wie von manchen Politikern und Medien herbeigeredet.
Zuerst sollten wir die Frage klären, was das Ziel einer nachhaltigen Verkehrspolitik in unserer Region sein sollte. Die Antwort auf diese Frage ist einfach. Ziel muss es sein, möglichst viel Verkehr per ÖPNV und Fahrrad abzuwickeln und Autoverkehr zu reduzieren.
Auch Tesla selbst unterstützt diesen Ansatz: der amerikanische Autohersteller möchte so viel wie möglich Angestellte mit ÖPNV oder per Fahrrad anreisen lassen. Dazu führt Tesla unterschiedliche Maßnahmen durch. So wird allen Mitarbeitenden ein Jobticket angeboten. Verwaltungsleuten wird Heimarbeit möglich gemacht. Um die Anreise per Bahn attraktiver zu machen, wird der Bahnhof Fangschleuse verlegt, die Regio-Taktung von 30 auf 20 Minuten hochgeschraubt, werden pro Stunde drei statt nur einem Zug in Fangschleuse halten, wird der P&R am Bahnhof Fangschleuse vergrößert, gibt es einen Ausbau des Busnetzes in der Region und werden Radwege zum Werk gebaut.
Von Friedrichshain, Schöneberg und Köpenick ist der schnellste und kostengünstigste Weg zum Tesla-Werk die Bahn. Von Frankfurt und Fürstenwalde auch. Von Erkner und Grünheide wird der schnellste und kostengünstigste Weg zu Tesla das Rad sein. Da ein Großteil der Mitarbeitenden aus diesen Städten kommen wird, ist es realistisch, zu erwarten, dass ungefähr 60% mit ÖPNV oder Rad zur Arbeit pendeln werden.
Es gibt noch weitere Maßnahmen und Ideen, den Autoverkehr zu reduzieren oder besser zu verteilen. So hat Tesla den Schichtbeginn auf eine Stunde verteilt, damit nicht alle Leute gleichzeitig anfangen zu arbeiten. Außerdem bekommt das Werk eine zweite Autobahnabfahrt. Darüber hinaus könnte Tesla durch Förderung von Fahrgemeinschaften den Autoverkehr reduzieren.
Die genannten Maßnahmen klingen vielleicht etwas unspektakulär im Vergleich zum Neubau einer Umgehungsstraße, sind aber sehr wirksam. Vor allem profitiert von ihnen die gesamte Region und nicht nur Tesla. Dies wird vor allem bei der Erhöhung des Regio-Taktes und dem Ausbau des Busnetzes deutlich. Durch den Bau des Radweges wird es mittelfristig einen Radschnellweg quer durch Erkner geben.
Verglichen mit aktuell circa 50.000 Fahrbewegungen auf dem Autobahnring pro Tag und Richtung ist das zu erwartende zusätzliche Aufkommen sehr gering und wird zu keiner wahrnehmbaren Zunahme des Autoverkehrs führen. Eine Realitätsprüfung gab es schon beim Eröffnungsfest des Werkes, als mit Blick auf die 9000 Gäste, die in wenigen Stunden auf das Werkgelände strömten, ein Verkehrschaos prognostiziert wurde. Es blieb aus.
Fazit kann also sein, dass Politiker und Medien gut daran tun würden, weniger „Verkehrschaos“ zu predigen. Stattdessen sollten Kommunen, Kreis und Land zusammen mit Tesla sich weiterhin für die Stärkung des ÖPNV und den Ausbau des Radwegenetzes einsetzen. Hysterie um ein drohendes Verkehrschaos bringen uns dabei nicht weiter.